KUNSPREIS OTTAKRING 2024

"Lasst Zwischenräume in eurem Zusammensein"


Annerkennungspreisträgerin

Les Passages/Die Durchgänge, Delphine Léger *1976 in Senlis (Frankreich), lebt in Wien arbeitet in Ottakring, Acrylzeichnungen auf verschiedenen Oberflächen, 2023 

 

Delphine Léger fasst den Begriff des Zwischenraumes gleichfalls als einen Ort und eine Situation der Veränderung und des Überganges auf. Und zwar im wörtlichen Sinn, indem sie sich der illusionistischen Malerei bedient. Diese Errungenschaft stammt aus der Antike und wurde im italienischen Barock zu einer prominenten Erscheinung im klerikalen wie weltlichen Bauen. Einer der Hauptmeister dieser Kunst war Andrea del Pozzo, der an der Wende zum 18. Jh. nach Wien berufen wurde und hier einige seiner wichtigen Malereien geschaffen hat. Delphine Leger greift diese Kunst auf und wendet sie auf partisanische Manier an. Sie kapert vorgefundene architektonische Situationen und versieht Pfeiler, Mauern und Wände mit illusionistischen Durchgängen, Treppen und Leitern. Damit schafft sie neue Wege, im übertragenen Sinn auch neue Wege des Denkens. Indem diese Idee beschritten wird, entstehen Übergänge, welche die Sicht auf das Leben unmerklich verändern.  Die rites de passage, Übergangsriten gehören in diesen Zusammenhang, wie sie in den unterschiedlichsten Kulturen existieren. Denken sie bei uns nur an die Firmung, den Schulabschluss und viele andere solche Marksteine der persönlichen Entwicklung. Und mit jeder neuen Wendung eröffnen sich neue Möglichkeiten. (Berthold Ecker - Kurator für Zeitgenössische Kunst Wien Museum)